Weltweit ist der Zugang zu Ressourcen extrem ungleich verteilt. Das gilt auch für den Zugang zu Energie. Zusätzlich treffen die Folgen der Klimakrise diejenigen besonders hart, die ohnehin schon global benachteiligt werden (wie auch in Folge 3 von Strom Aufwärts zu Klima und Migration thematisiert). Die Art der Energieversorgung, insbesondere ob sie zentral oder dezentral aufgebaut ist, ist in diesem Kontext sowohl ein Faktor für das Problem als auch für die Lösung. Zentralisierte Energiesysteme mit wenigen Großkraftwerken, wie es für fossile Energiesysteme typisch ist, befördern die wirtschaftliche und politische Macht einiger weniger Unternehmen. Diese Systeme sind anfällig für Monopole sowie Korruption und sorgen für den großen Wohlstand weniger.
Mit dezentraler Energieversorgung Armut bekämpfen
Eine dezentrale Versorgung hingegen, speziell mit Erneuerbaren Energien, bringt enorme Vorteile mit sich. Der Ausbau und damit Zugang zu Energie gelingt auch in entlegeneren Gegenden schneller. Wer Zugang zu Erneuerbaren Energien hat, kann auf die Nutzung von Biomasse zum Kochen verzichten, lebt so gesünder und kann flexibler arbeiten und lernen. Damit wird Zeit frei für Produktivität und wirtschaftliche Teilhabe. Stabile und saubere Energieversorgung verbessert insbesondere die Sicherheit, Gesundheit und Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen und Kindern, die vielerorts für das Kochen und Sammeln von Brennmaterial verantwortlich sind. Auf diese Weise kann eine dezentrale und gerechte Energiewende einen enormen Beitrag zur weltweiten Armutsbekämpfung leisten.
Brot für die Welt und World Future Council im Interview
Dem Thema Energiesysteme und globale Ungleichheit sind zwei Episoden von Strom Aufwärts gewidmet. In Folge 5 sprachen wir zunächst mit Anna Skowron und Dr. Joachim Fünfgelt. Anna Skowron ist Projektmanagerin für 100 Prozent Erneuerbare Energien bei World Future Council und setzt sich für eine weltweit sozialgerechte Energiewende ein. Die Organisation setzt sich für die Rechte zukünftiger Generationen ein und ist insbesondere durch die Verleihung des alternativen Nobelpreises durch ihre Schwesterorganisation Right Livelihood Foundation bekannt. Der World Future Council selbst vergibt zudem den Future Policy Award, mit dem vorbildliche Gesetze aus der ganzen Welt ausgezeichnet werden. Joachim Fünfgelt setzt sich für die globale Energiewende ein und befasst sich als Referent für Klima- und Energiepolitik bei Brot für die Welt mit Erneuerbaren Energien, nachhaltige Entwicklungsstrategien und Energiezugang.
Eine gerechte Energiewende durch Solar Home Systems und clean cooking
Brot für die Welt und World Future Council kooperieren seit einigen Jahren in dem Projekt „100 % Renewable Energies Multi Actor Parnership“. Dieses wirbt international für einen gerechten und nachhaltigen Zugang zu Erneuerbaren Energien. Mit ihren Partnern vor Ort setzen sie Energieprojekte um und platzieren in ihrer politischen Arbeit die gerechte Energiewende als Entwicklungsziel auf die Agenda.
Zwei konkrete Lösungsansätze für eine bessere Energieversorgung sind zum einen Solar Home Systems (SHS) und zum anderen das Kochen ohne Biomasse (clean cooking). In der kommenden Podcast-Folge sind Dipal Chandra Barua und Dipesh Josi zu Gast. Sie sind Teil der 100 RE MAP und berichten direkt aus Bangladesh und Nepal, wie sie den dortigen Energiezugang verbessern. Dipal Chandra Barua ist einer der Councillor des World Future Council, Gründer der Bright Green Energy Foundation und Gründer von Grameen Shakti, einem Unternehmen, das in Bangladesch den Ausbau Erneuerbarer Energien in ländlichen Regionen voranbringt. Das Unternehmen gewann für seine Verdienste im Umweltschutz 2007 den Right Livelihood Award. Dipesh Josi ist Leiter für Klima und Energie bei WWF Nepal. Bevor er vor acht Jahren seine Arbeit bei WWF Nepal begann, war er im Bereich Energiezugang und gemeinschaftsbasierter Naturschutz tätig.